Heiße Luft und Sehvermögen

Wieder gibt es eine rein statistische Studie, die kleine aber signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in einem recht unspektakulären Bereich feststellt. Wiedermal spekulieren Forscherinnen und Forscher wild darauf los, dass das angeboren sein könnte und an Hormonen liegt. Wiedermal haben sie keinen echten Hinweis darauf, dass das stimmt. Der Onlinespiegel titelt Männer und Frauen sehen unterschiedlich und endet mit der Feststellung, es sei noch nicht geklärt, was diese Unterschiede verursacht.

Im Grunde ist es unspektakulär: Unter 50 Personen haben die weiblichen etwas schlechter Streifen erkennen können als die männlichen Probanden und die männlichen haben Farben etwas bläulicher wahrgenommen also die weiblichen. Das ist alles, was die Studie hergibt. Ob das Geschlecht der Probanden der entscheidende Einfluss war, oder ob ähnlich große Unterschiede aufgetreten wären, wenn die Probanden nach Körpergröße oder Gewicht sortiert worden wären, wissen wir nicht.

Auch ob Hormone etwas damit zu tun haben, wissen wir nicht. Darüber wird zwar in dem Artikel zwei Mal spekuliert, aber am Ende gibt der Artikel zu, dass es „noch nicht geklärt“ sei. Das noch ist hier falsch, denn Tatsache ist: Es ist nicht geklärt und mit statistischen Untersuchungen wie dieser kann es auch nicht geklärt werden.

Heiße Luft also, sonst nichts.

Keine Wissenschaft und moderierte Kommentare

Manchmal braucht es Freunde, die einen darauf aufmerksam machen, was man eigentlich tut. Letztens in Altona habe ich mit Dierk von Con Text unter anderem unsere Blogaktivitäten reflektiert.

Ich betreibe seit Anfang dieses Jahres zwei Bloggs. In der Quantenwelt auf Scilogs veröffentliche ich seit vier Jahren meine Wissenschaftsartikel und hier seit kurzem alles andere. Das wirft offensichtlich die Frage auf, was denn eigentlich einen Wissenschaftsartikel vor anderen auszeichnet. „Keine Wissenschaft und moderierte Kommentare“ weiterlesen

Nicht kaufen ist keine Lösung

Die Diskussion um Schokoeier mit rosa Verpackung und sexistischem Spielzeug lässt mich nicht los. In meinem kurzen, persönlichen Beitrag zur Gleichmacherei der Geschlechter, wollte ich dazu eigentlich nichts schreiben, denn es ging um etwas anderes. Um den Vorwurf, es ginge bei der Aufdeckung von Sexismus darum, Mädchen und Jungs gleichzumachen.

Dieser Vorwurf kommt eben sehr häufig, überspitzt ausgedrückt jedesmal. Bei Licht betrachtet ist jedoch das Gegenteil der Fall. Es geht im Feminismus fast immer darum, die Gleichmachung aller Mädchen zu unterlassen. Es geht darum, klarzustellen, dass es eben nicht nur zwei Arten von Menschen gibt sondern viele. Und vor allem, dass nicht das Männliche der Normalfall und das Weibliche die Abweichung ist. Hier liegt das Problem. „Nicht kaufen ist keine Lösung“ weiterlesen

Gleichmacherei der Geschlechter?

Wann immer das Gespräch auf Gleichstellung, Feminismus, oder auch nur Kritik an offensichtlichen Sexismus kommt, wirft jemand dem Feminismus pauschal Gleichmacherei vor. Meist leider nicht mit diesem beinahe neutralen Wort, sondern mit dem durch die Nationalsozialisten geprägten Begriff „Gleichschaltung“. So sehr ich mich über diese Wortwahl ärgere, ich werde hier nicht weiter darüber schreiben. Aber der Vorwurf einer Gleichmacherei der Geschlechter steht im Raum. Und überrascht mich. „Gleichmacherei der Geschlechter?“ weiterlesen

Warum ich „radioaktive Strahlung“ sage

Es ist bekannt, dass Gegner_innen öfter Atomkraft sagen, Befürworter_innen öfter Kernkraft. Atomkraft hat den gefährlichen Beigeschmack, Kernkraft klingt kerniger und irgendwie harmloser. Ebenso trennen sich Menschen in eine Gruppe, die „radioaktive Strahlung“ sagt und eine, wie weiß, dass Strahlung gar nicht radioaktiv sein kann sondern höchstens ionisierend. Die sagen dann „ionisierende Strahlung“ und rümpfen die Nase, wenn die Uninformierten mal von „radioaktiver Strahlung“ schreiben.

Und Recht haben die Kernkraft-Sager. Schließlich kommt ja die Kernenergie aus dem Atomkern, nicht aus dem ganzen Atom. Recht haben die Ionisierend-Sager, weil radioaktiv so viel bedeutet wie „Strahlung aussendend“. Und die Strahlung wurde ausgesendet, sie selbst sendet keine Strahlung aus. „Warum ich „radioaktive Strahlung“ sage“ weiterlesen

Baron-Cohen und die Ministerin

Bei SciLogs habe ich The Essential Difference von Simon Baron-Cohen besprochen. Obwohl das Buch von 2003 ist, scheint es mir gerade sehr aktuell. Baron-Cohen wird oft in Erziehungsratgebern mit seiner These, dass Genderunterschiede fest verdrahtet seien zitiert. Zuletzt hat die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann getrennten Unterricht für Jungen und Mädchen in einigen Fächern gefordert. So sehr ich glaube, dass hinter dieser Forderung eine gute Absicht steckt, so sicher bin ich, dass das eher schädlich wäre. „Baron-Cohen und die Ministerin“ weiterlesen

Fliegen und die Angst vor Google

Das schönste an Flugreisen ist eindeutig der Start. Das Gefühl, wie das Flugzeug immer schneller wird und schließlich abhebt, ist für mich jedes Mal ein Abenteuer. Auch wenn ein Landeanflug bei schönem Wetter oft viel bessere Blicke auf die Welt gewährt, kann die Landung nicht wirklich mit dem Start mithalten.

Eine weitere schöne Sache am Fliegen ist die Horizonterweiterung. Man kommt etwas weiter als zum Beispiel mit dem Zug oder dem Fahrrad und man liest Magazine, die man im Kiosk nicht einmal angucken würde. Gerade ist mir ein Heft namens „Werben und Verkaufen“ in die Hände gefallen, das mit der Titelstory „Werber fürchten Datenmonster Google“ meine Aufmerksamkeit erweckte. „Fliegen und die Angst vor Google“ weiterlesen

Die Zielgruppe – Für wen schreibe ich?

In vielen Kursen, Büchern, Ratgebern zum Schreiben findet man den Tipp, sich möglichst klar eine Zielgruppe vorzustellen. Schreiben könne man nur, wenn man eine klare Vorstellung hat, wer die Leserinnen und Leser sind.

Ich habe mich auf der Zugfahrt vom Bloggertreffen in Deidesheim nach Hamburg mit Dierk darüber ausgetauscht. Ist es wirklich nötig, für eine Zielgruppe zu schreiben? Oder schreiben wir eh alle nur für uns selbst? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Vor allem, wenn es sich um einen Blog handelt. „Die Zielgruppe – Für wen schreibe ich?“ weiterlesen

Facebook ist kein Wohnzimmer

Man kommt kaum noch durch die täglichen Nachrichten, ohne Warnungen über die Dienste des Internets zu bekommen. Internetsucht ist in aller Munde und Menschen machen sich sorgen, dass das virtuelle Leben das reale bedrohen könnte. Es wird von virtuellen Räumen, von der Netzgemeinde und von Shitstürmen berichtet.

Mich erfüllt das mit Sorge. Aber nicht mit der Sorge um ein allmächtiges Netz, das uns alle auf die eine oder andere Weise bedroht. Sorgen macht mir, dass kaum differenziert berichtet wird. „Facebook ist kein Wohnzimmer“ weiterlesen

Domain-Ausdünnung

Anfang der 2000er, also in den Nullerjahren, habe ich eine Menge Domains gesammelt. Neben meinen aktiven Domains Quantenwelt.de und Relativitätsprinzip.info gibt es eine ganze Wolke von Domains, die irgendwie darauf verweisen. Das schien mir damals sinnvoll. So haben Domainregistrare damit geworben, man solle zu einer .de-Domain mindestens noch die .com und möglichst alle möglichen Tippfehlerdomains dazubestellen. „Domain-Ausdünnung“ weiterlesen