Es ist Anfang Januar, die richtige Zeit über Vorsätze für das Jahr zu bloggen. Deshalb ist jetzt die richtige Zeit, ein altes Versprechen einzulösen. Im April 2014 hat mir Onyx ein Blogstöckchen zugeworfen. Es ist das erste Stöckchen, das mir je zugeworfen wurde und deshalb habe ich mich gefreut und mir gleich vorgenommen, schnell zu reagieren. Das ist nun acht Monate her.
Onyx fragt welche fünf Bücher ich mir vorgenommen habe, im Jahr 2014 2015 zu lesen. Meine Lesegewohnheiten sind etwas chaotisch. Ich habe in der Regel mehrere Bücher herumliegen, mit denen ich angefangen habe oder die ich mir mal geschenkt bekommen oder angeschafft habe und die noch ungelesen im Bücherregal stehen. Die Frage ist nun: Welche von diesen Büchern werde ich noch dieses Jahr lesen und warum?
Ich modifiziere die Aufgabe ein Wenig und beschreibe die Bücher, die ich zu lesen angefangen habe und die ich gerne weiterlesen möchte. Sie dieses Jahr zu Ende zu lesen verspreche ich weder mir noch euch. Vielleicht verliere ich ja mittendrin das Interesse oder finde bessere Bücher, die dann auf die Überholspur kommen. Oder ich lese sie einfach 2016 oder 2017.
Mal auf den Nachttisch geguckt. Was liegt da so rum?
Zum letzten Geburtstag bekommen habe ich zum Beispiel LTI – Notizbuch eines Philologen, in dem der Sprachwissenschaftler Viktor Klemperer die Sprache im Dritten Reich analysiert. Überhaupt ist das Dritte Reich im Moment ein wichtiges Thema, dem ich mich annähern will. In meiner Schulbildung war das irgendwie zu kurz gekommen. In kurzer Zeit habe ich Die zweite Schuld von Ralph Giordano bereits zu etwa einem Drittel geschafft. Ein Gelegenheitskauf, Ralph Giodano ist am 14. Dezember letzten Jahres gestorben. Es gab deshalb in meiner Buchhandlung einen Sondertisch mit seinen Werken. Für solche Zufallsfunde liebe ich lokale Buchhandlungen.
Auch die Physik fehlt in meiner Bücherliste nicht. Als das Licht laufen Lernte von Daniela Leitner liegt jetzt schon eine ganze Weile auf meinem Nachttisch. Ich habe es im November 2013 gekauft und schon versprochen, mehr darüber zu schreiben, wenn ich es durchgelesen habe. Es ist ein sehr schönes Buch, weil es Design und Physik verbindet. Die Autorin schildert die Entstehung des Universums rückwärts von heute bis zum Urknall und illustriert es mit einem Tagesablauf. Rückwärts vom Schlafengehen bis zum Aufstehen. Dabei erklärt sie Relativitätstheorie und Quantenmechanik gleich mit. Wie andere die Physik erklären, interessiert mich schon deshalb, weil ich als Wissenschaftsblogger immer auf der Suche nach neuen Bildern bin.
Das darauf liegende Buch, Synchrotronstrahlung bei DESY von Christoph Kunz, habe ich zum 50sten Jahrestag der Röntgenphysik am Teilchenbeschleuniger DESY geschenkt bekommen. Ich bin mit dem DESY schon seit meiner Promotionszeit eng verbunden und interessiere mich sehr für die Zeit als zum Beispiel mein Doktorvater Bernd Sonntag in Hamburg Bahrenfeld die ersten Experimente machte.
Ein Buch, das ich unbedingt weiterlesen möchte ist Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir. Das Buch mit dem wohl am meisten missverstandenen Zitat. Ich habe es Anfang letzten Jahres zu lesen angefangen, dann aber für eine Weite beiseite gelegt, weil anderes dazwischen kam. Das Buch ist von 1949. Ein Klassiker, der Klassiker der feministischen Literatur. Muss ich einfach irgendwann mal lesen.
Das waren ja schon fünf. Hat gar nicht weh getan. Vielleicht erwähne ich der Vollständigkeit halber noch, was ich gerade auf dem Kindle habe: Weil ein Aufschrei nicht reicht – für einen Feminismus von Heute von Anne Wizorek habe ich zu 69% durch. Ich mag die einfache Sprache, die es leicht macht dieses Buch in einem Zug durchzulesen. Es ist damit auch ein schöner moderner Gegensatz zu dem von Simone de Beauvoir oder zu Gender Trouble: Feminism and the Subversion of Identity von Judith Butler, das auch im Kindle auf der Liste ist. Auch dies ein Buch, das in aller Munde ist und das dennoch nur wenige Gelesen haben. Ich auch noch nicht. Ich bin dran.
Wo wir gerade bei Philosophen sind. Dierk empfiehlt mir schon lange Conjectures and Refutations: The Growth of Scientific Knowledge von Karl Popper mal zu lesen. Auch das ist ja ein Buch, das öfter zitiert als gelesen wird. Als Physiker werde ich wohl nicht drum herum kommen, den Popper mal gelesen zu haben.
Im Bereich Belletristik habe ich Deutschstunde von Siegfried Lenz und The Devil’s Grin von Annelie Wendeberg, einer Blog-Kollegin, in der Leseliste. Falls ich mich mal von all den Sachbüchern entspannen will.
Wenn ich mir was wünschen darf, wünsche ich mir für 2015 viel Spaß und Zeit zum Lesen.
Und vielen Dank, Onyx, für die Geduld.
Also Anne Wizorek kann ich nur empfehlen. De Beauvoir hab ich auch angefangen, obwohl es nicht auf der liste stand. Aber es kommt eben immer erstens alles anders, und zweitens als man denkt 🙂