Stört es, wenn ich nicht rauche?

Auf Twitter wurde ich kürzlich auf ein Phänomen aufmerksam, das mir so oft begegnet, dass ich unbedingt mal drüber schreiben muss: Vegetarisch und vegan lebende Menschen werden als Macht dargestellt, die wehrlose Auch-Fleisch-Esser bevormunden. Es gilt als übel, wenn Menschen gebeten werden, ihr Fleisch anderswo zu essen. Ist das wirklich ein Problem?

Ich mag mich irren, aber in der Welt, in der ich lebe, ist es nicht schwer ein Restaurant, einen Imbiss oder ein Geschäft zu finden, in denen fleischhaltige Nahrungsmittel angeboten werden. Es ist vielmehr einfacher und billiger, sich fleischhaltig zu ernähren. Fleischlosigkeit oder gar der Verzicht auf Nahrungsmittel tierischen Ursprungs ist ein zusätzlicher Aufwand. Allesesser sind nicht diskriminiert, sie werden nicht bevormundet; sie haben im Gegenteil den Vorteil, nicht lange suchen zu müssen, um etwas zu essen zu finden.

Anlass war im oben verlinkten Fall die Tatsache, dass auf dem Bundesparteitag der Piraten nur vegane Stullen des Gecko-Squad zu haben sein werden. Die erklären ihre Beschränkung auf vegane Küche damit, dass beinahe alle Menschen vegan essen können. Menschen, die aus religiösen oder anderen weltanschaulichen Gründen bestimmte Fleischsorten nicht essen oder ganz auf Fleisch oder Tierprodukte verzichten, sowie Menschen mit Laktoseunverträglichkeit finden in veganen Produkten einen „gemeinsamen Nenner“. Das Gecko-Squad spricht also von barrierefreiem Essen.

Die Beschränkung eines Anbieters auf vegane Produkte lässt sich nun aber nicht als Bevormundung bezeichnen. Es hindert ja niemand die eingefleischten Fleischesser, einfach mal um die Ecke zum Kiosk zu gehen oder ihr eigenes Wurstbrot mitzubringen. Zudem ist mir noch nie jemand begegnet, der oder die eine pflanzenlose Kost für erstrebenswert hält. Veganisches Essen dürfte als auch denen zumutbar sein, die gewöhnlich gerne etwas Fleisch auf der Stulle haben.

Gänzlich grotesk wird die Rede von der Bevormundung, wenn wir einen Blick auf die tatsächliche Speisekarte dieses Parteitags werfen: Dort gibt es genug Fleisch für alle.

Aber wie ist das mit der Bitte, in Gegenwart von vegetarisch und vegan Lebenden kein Fleisch zu essen? Können wir nicht von den Veganerinnen und Veganern dieselbe Toleranz fordern, die wir ihnen verweigern? Müssen sie nicht unseren Fleischkonsum dulden, wie wir ihren Fleischverzicht dulden? Nun, verbieten kann mir niemand den Fleischkonsum, aber bitten kann mich jede und jeder. Ich halte es für ein Gebot der Höflichkeit, nichts zu machen, von dem ich weiß, dass sich mein Gegenüber davor ekelt. Wenn die Möglichkeit besteht, dass ich meine Wurststulle esse, wo es niemanden stört, dann sehe ich keinen Grund, darauf zu bestehen, meine Mitmenschen belästigen zu dürfen.

Jetzt sehe ich den eingefleischten Fleischesser vor mir der sagt: „Mich belästigt es aber, wenn jemand von meinen Augen vegetarisch isst.“ Nun, dazu gibt es nur einen denkbaren Grund: Wahrscheinlich hast du ein schlechtes Gewissen. Dann wäre doch der beste Weg, es deinem Gegenüber gleich zu tun und auch auf Fleisch zu verzichten. Der Ekel vor pflanzlichen Produkten kann nicht das Problem sein, die sind in deiner Frikadelle auch vorhanden.

20 Gedanken zu „Stört es, wenn ich nicht rauche?“

  1. „Ich halte es für ein Gebot der Höflichkeit, nichts zu machen, von dem ich weiß, dass sich mein Gegenüber davor ekelt.“

    So formuliert würde das auch das Gebot einschließen, als Homosexueller nicht seinen Partner zu küssen, falls ein Homophober in der Nähe ist, den das ekelt. Siehst Du das auch so oder wie würdest Du das abgrenzen?

    1. Es gibt viele Punkte, in denen dein Vergleich vom vorliegenden Fall „Fleischkonsum vor Vegetariern“ abweicht. Im Wesentlichen handelt es sich bei Homosexuellen tatsächlich um eine diskriminierte Gruppe. Es ist ein wichtiger Punkt meiner Argumentation (zweiter Absatz) dass Fleischesser keine Minderheit und nicht diskriminiert sind. Sie benötigen deshalb auch keine Schutzräume. Zum anderen nehme ich Menschen den Ekel vor einem Kuss Gleichgeschlechtlicher nicht ab. Worin soll sich der von anderen Küssen unterscheiden? Da steckt eher die Ablehnung der sexuellen Orientierung als solche dahinter.

      Ich kann mir aber Situationen vorstellen, in denen Küssen insgesamt unangebracht ist und ich aus Höflichkeit darauf verzichten würde, meine Frau zu küssen.

      1. Es gibt viele Punkte, in denen dein Vergleich vom vorliegenden Fall “Fleischkonsum vor Vegetariern” abweicht.

        Gut, also gibt es Situationen, wo es OK ist, etwas zu tun, obwohl andere Dich darum bitten, es nicht zu tun, weil sie es eklig empfinden?

        Im Wesentlichen handelt es sich bei Homosexuellen tatsächlich um eine diskriminierte Gruppe. Es ist ein wichtiger Punkt meiner Argumentation (zweiter Absatz) dass Fleischesser keine Minderheit und nicht diskriminiert sind. Sie benötigen deshalb auch keine Schutzräume.

        Verstehe. Das heißt also, es verhält sich anders, wenn es umgedreht wäre – wenn also ein Homosexueller eine heterosexuelles Paar bittet, nicht in seiner Gegenwart zu küssen, weil er es eklig empfindet?

        Zum anderen nehme ich Menschen den Ekel vor einem Kuss Gleichgeschlechtlicher nicht ab. Worin soll sich der von anderen Küssen unterscheiden? Da steckt eher die Ablehnung der sexuellen Orientierung als solche dahinter.

        Oh, das finde ich aber eine gewagte Haltung: Du meinst tatsächlich, die Deutungshoheit, ob jemand bei etwas Ekel empfindet, liegt nicht allein bei der Person selbst?

        Worin soll sich der von anderen Küssen unterscheiden? Da steckt eher die Ablehnung der sexuellen Orientierung als solche dahinter.

        „Worin sollte sich der Anblick eines Bisses in ein Tofuwürstchen vom Anblick eines Bisses in ein Fleischwürstchen unterscheiden? Da steckt eher die Ablehnung des Fleischkonsums als solchen dahinter.“ 🙂

        Ja, sehe ich auch so (in beiden Fällen). In beiden Fällen geht es darum, dass es sich um Symbole handelt, die für eine bestimmte Haltung stehen.

        Mein Eindruck ist, dass der entscheidende Punkt Deiner Haltung offenbar nicht Höflichkeit ist. Sondern es ist komplizierter: Man muss offenbar zunächst feststellen, welche der Konfliktparteien „mehr Opfer“ ist. Diese Mehr-Opfer-Partei hat dann ein stärkeres Recht darauf, dass ihre Wünsche respektiert werden. Veganer sind „mehr Opfer“ als Fleischesser, Heterosexuelle aber nicht „mehr Opfer“ als Homosexuelle.

        Zudem muss geschaut werden, welche Haltung eher politisch gewünscht ist: Fleischkonsum ist kritikwürdig, also darf man von Fleischkonsumenten verlangen, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen. Gelebte Homosexualität hingegen ist gar nicht kritikwürdig, also ist hier auch keine Rücksichtnahme zu verlangen.

        1. Nein, wie ich schon astefanowitsch antwortete, geht es nicht darum, dass Vegane irgendwie benachteiligt seien. Es geht einfach um Gegenseitige Rücksichtnahme. Wenn genug Tische zur Verfügung stehen, um mein Fleisch anderswo zu essen, warum sollte ich einen Veganer damit belästigen?

          Und ja, Höflichkeit ist Situationsabhängig. Keine große Neuigkeit, oder?

          Ich finde Fleischkonsum übrigens gar nicht kritikwürdig.

          1. „Es geht einfach um Gegenseitige Rücksichtnahme.“

            nein. denn sonst wäre jede befindlichkeit ein grund für rücksichtnahme. es geht hier aber um gute vs. schlechte befindlichkeit. dem guten steht sie zu, der schlechte kann sich getrost ekeln.

            faktisch geht es um etwas ganz anderes, nämlich gruppenzugehörigkeiten:

            „Im Wesentlichen handelt es sich bei Homosexuellen tatsächlich um eine diskriminierte Gruppe. Es ist ein wichtiger Punkt meiner Argumentation (zweiter Absatz) dass Fleischesser keine Minderheit und nicht diskriminiert sind. Sie benötigen deshalb auch keine Schutzräume.“

            und daher gilt hier nach deiner lesart auch keine gegenseitige rücksichtnahme. ekeln darf sich nur, wer in der minderheit ist und eine diskriminierung vorweisen kann.

            „Zum anderen nehme ich Menschen den Ekel vor einem Kuss Gleichgeschlechtlicher nicht ab.“

            und ich nehme den veganern ihren ekel nicht ab.

            „Worin soll sich der von anderen Küssen unterscheiden? Da steckt eher die Ablehnung der sexuellen Orientierung als solche dahinter.“

            worin soll sich ein wurstbrot von einem tofubrot unterscheiden? da steckt eher die ablehung einer lebensweise als solcher dahinter.

            aber da veganismus moralisch legitim ist, dürfen veganer ruhig intolerant sein.

          2. Es geht einfach um Gegenseitige Rücksichtnahme.

            Nein, Du hast selbst geschrieben, dass es Dir um Rücksicht nicht geht: Nämlich dann, wenn es sich bei den Rücksicht-Erbittenden nicht um eine diskriminierte Gruppe handelt und/oder wenn Du ihnen den Ekel nicht glaubst.

  2. Die Aggression, die Veganen häufig entgegenschlägt, finde ich auch befremdlich, und ich habe das Gefühl, sehr viel häufiger aggressiven Anti-Veganen begegnet zu sein als aggressiven Veganen (die mir auch ab und zu mal begegnet sind).

    Wenn mich Vegane bitten würden, auf Fleischkonsum zu verzichten, weil sie es eklig finden, würde es aber sehr auf den Kontext ankommen, ob ich es für ein Gebot der Höflichkeit halte, dieser Bitte zu entsprechen. Ich kann mir Situationen vorstellen, die eine Art Safe Space für Vegane sind oder sein sollten (beispielsweise bei ihnen zu Hause oder wenn ich mit einer ganzen Gruppe von Veganen ausgehe). Aber im öffentlichen Raum würde ich es für keine angemessene Bitte halten, unter anderem, weil ich nicht überzeugt bin, dass Vegane eine diskriminierte Minderheit darstellen, für die der öffentliche Raum grundsätzlich weitest möglich zu einem Safe Space gemacht werden müsste.

    1. Naja, klar. Es mag Situationen geben, in denen es keine Möglichkeit gibt, sich an verschiedene Tische zu setzen. Aber das ist wohl eine große Ausnahme.

    2. Ach, vielleicht noch eine Klarstellung zur Diskriminierung. Ich bin auch nicht sicher, ob es sinnvoll ist, Vegane als diskriminierte Minderheit zu betrachten. Aber Fleischesser sind es eben auch nicht und brauchen ebenfalls keinen besonderen Safe Space, in dem sie vor Kritik geschützt werden müssen. Eine höfliche Bitte, meine Gulaschsuppe anderswo als am Tisch eines Veganers zu löffeln, finde ich deshalb grundsätzlich nicht zu beanstanden.

  3. „Das Gecko-Squad spricht also von barrierefreiem Essen.“

    *pruuuust*
    und was ist mit den allergikern? … den menschen ohne zähne? menschen ohne arme?

    „Vegetarisch und vegan lebende Menschen werden als Macht dargestellt, die wehrlose Auch-Fleisch-Esser bevormunden. Es gilt als übel, wenn Menschen gebeten werden, ihr Fleisch anderswo zu essen. Ist das wirklich ein Problem?“

    ja, das ist dann ein problem, wenn leute ihre eigenen befindlichkeiten zu maßstab erheben und sie benutzen, die freiheiten anderer mit moralischen argumenten einschränken zu wollen. je mehr leute darauf eingehen, umso besser funktioniert diese moralische erpressung, denn diejenige, die ihr wurstbrot überall verspeisen wollen stehen dann ignorante und intolerante übeltäter da, die den (vermeitlich legitimen!) ekel der guten veganer einfach in kauf nehmen. diese bösen menschen!!!11

    1. Hmm, könnte es sein, dass Sie in einem für sie ungünstigen Freundeskreis verkehren? Suchen Sie sich doch einfach ein paar gleichgesinnte Nicht-Vegane und verabreden Sie sich zu gemeinsamen Picknicks mit Wurstbroten in öffentlichen Parks. Sie werden sehen, dass ihnen das niemand verwehren wird.

  4. Ich bezweifle auch, dass Fleischesser eine diskriminierte Gruppe sind. Diskriminierung wird leider inflationär überall gewittert, und die Antwort auf die Bitte des einen um Rücksichtnahme ist leider allzu häufig: „Dann nimm du gefälligst auch Rücksicht auf mich!“ Irgendwie versucht jeder, für sich den Status des Meistleidenden in Anspruch zu nehmen. Ich finde das anstrengend.

    Eine meiner engsten Freundinnen ist Veganerin aus Überzeugung. Ich esse Fleisch (aber nicht nur). Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich nicht mit der Wurstsemmel in der Hand bei ihr auflaufe und keinen Käsekuchen auf dem Tisch erwarte (aber ihre vegangen Kekse sind himmlisch). Dieses Verstehen und die gegenseitige Rücksichtnahme (sie missioniert z.B. nicht, und wir können unsere Haltungen respektvoll diskutieren) resultiert aber nicht aus der reinen Menschenfreundlichkeit, sondern aus unserer Freundschaft zueinander. Ich weiß, dass sie einen sehr empfindlichen Geruchssinn hat und den Geruch von Fleisch nicht ausstehen kann. Für mich ist daher klar, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalte.

    Diskriminiert fühlen kann man sich, wenn man denn will, von allerhand. Ich kann mich als Fußgängerin oder Radfahrerin von Autofahrern diskriminiert werden, die keine Rücksicht auf die Sauberhaltung meiner Atemluft nehmen. Oder auch, um das Beispiel wieder aufzugreifen, als Heterosexuelle von dem knutschenden Homopärchen (oder umgekehrt). Ich fände das allerdings ein bisschen unerwachsen. Bevor ich mich angesichts der gefühlten Diskriminierung wie eine wütende Zweijährige auf den Teppich setze und nach Mama (resp. dem Staat) brülle, sehe ich doch zu, dass ich mir Gelassenheit angewöhne und mich um meine Bedürfnisse kümmere. Gelassenheit im Bezug auf das Homopärchen, Bedürfnisbefriedigung im Bezug auf frische Luft oder Schnitzel im Brötchen. Die Flasche geben muss man mir ja schließlich nicht mehr. Ob im Übrigen tatsächlich eine Diskriminierung besteht, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. In den meisten Fällen ist es wohl Gejammer darüber, dass die anderen nicht so sind wie ich.

    Manches muss man aushalten können, finde ich. Dazu gehören insbesondere die Einstellungen, Geisteshaltungen, Lebensmaximen anderer. Wer sich von den Küssen schwuler/lesbischer Paare oder von veganen Menüfolgen beleidigt fühlt, der muss doch schon ein recht schmales Selbstbewusstsein haben, finde ich. An Dingen, die einen wirklich beeinträchtigten, kann man sich dann auch zu Recht abarbeiten.

    1. „sie missioniert z.B. nicht“

      aber:
      „Ich weiß, dass sie einen sehr empfindlichen Geruchssinn hat und den Geruch von Fleisch nicht ausstehen kann. Für mich ist daher klar, wie ich mich in ihrer Gegenwart verhalte.“

      wenn jemand seinen angebl. derart empfindlichen geruchssinn, und damit quasi eine art „leiden“ für das gute in feld führt, ist das eine subtile for der missionierung. jeder halbwegs anständige mensch wird dem überempfindlichen das ertragen eines unangenhmen geruches ersparen wollen und sich einschränken. für das gute!
      dabei haben nur wenigste lebensmittel einen so starken geruch, dass man ihn aus kurzer distanz überhaupt wahrnehmen kann. es braucht ein gerüttelt maß an masochismus, um diesen behaupteten ekel oder die behauptete empfindlich für plausibel zu halten. und ein schlechtes gewissen, um entpreched buße zu tun.

      ps. ich bin übriegens selbst vegetarier, würde aber nie darauf kommen, mit meiner ernährungsgewohnheit andere menschen zu behelligen.

      1. dabei haben nur wenigste lebensmittel einen so starken geruch, dass man ihn aus kurzer distanz überhaupt wahrnehmen kann.

        Woher nehmen Sie die Gewissheit darüber? Ich kenne es von mir selbst, dass mich allein Spuren von Gerüchen stören, und das sind nicht immer diejenigen Gerüche, die man gemeinhin als unangenehm bezeichnet, sondern das ist eher eine subjektive Wahrnehmung. Meine Freundin hat das übrigens auch nie direkt an mich gerichtet ausgesprochen, sondern wir unterhalten uns nun einmal ganz normal miteinander, so dass man irgendwann voneinander weiß, wie der andere empfindet.

        Wenn Sie das bereits als Manipulation oder subtiles Missionieren auffassen, dann finde ich das sehr bedauerlich. Das unterstellt meiner Freundin (oder stellvertretend auch anderen, die bisweilen in welcher Sache auch immer Anmerkungen über ihre Wahrnehmungen machen), dass sie ihr Gegenüber in eine bestimmte Richtung lenken möchte und zu diesem Zwecke die Mitleidskarte zieht. Ich bezweifle doch sehr stark, dass sie das nötig hat. Das „gerüttelt Maß“ an Masochismus, schlechtem Gewissen oder was auch immer sie in diese kleine Erzählung meinerseits hineininterpretieren, ist mir aber auch so gar nicht zu eigen.

        Missionieren, das bedeutet für mich, dass der Missionar ganz klar trennt zwischen „gut“ und „schlecht“, „richtig“ und „falsch“ (wobei letzteres natürlich immer der andere ist/macht), Forderungen stellt und finstere Konsequenzen vor Augen führt, die moralische Integrität an der Lebensweise festmacht etcetera etcetera. Einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe unter Freunden als subtile Manipulation des einen am anderen hinzustellen, finde ich sehr gewagt und frage mich, wie Sie zu solchen Schlüssen kommen. Schlechte Erfahrungen mit eigenen „Freunden“ gemacht etwa?

        1. P.S.: @hottehü:

          Verstehe ich Sie dann richtig, dass Sie der Auffassung sind, dass „jeder halbwegs anständige mensch“ ein „gerüttelt maß an masochismus (…) und ein schlechtes gewissen“ hat, und nur die überirdisch bis unanständig Klarsichtigen wirklich verstehen, wie sie von Freund und Feind zur Kooperation in deren Sinne manipuliert werden?

          Eigenartiges Weltbild.

  5. Auf den von uns organisierten Hundesportveranstaltungen bieten wir immer auch vegetarisches Essen an. Veganes Essen anzubieten verkneifen wir uns mangels Nachfrage und weil Veganer (und auch viele Vegetarier) ihre Nahrung oft selbst mitbringen. Es lohnt sich also nicht für uns, da allzu viel Energie hineinzustecken, zumal wir sämtliche Angebote nur auf ehrenamtlicher Tätigkeit machen können.

    Die Maxime „kleinster gemeinsamer Nenner“ können wir auch nicht praktizieren, weil die Omnivoren dann tatsächlich sich woanders verköstigen würden, was aber bei den abgelegenen Hundeplätzen und bei Wochenendveranstaltungen nicht so einfach ist. Und so würde das die Stimmung arg dämpfen und die Besucher unserer Veranstaltung würden nicht mehr wiederkommen. Wir wären definitiv keine guten Gastgeber, wenn wir keine fleischhaltigen Gerichte anbieten würden. Immerhin finden wir es auch wichtig, für die Vegetarier zu sorgen.

    Ob man auf die Ekelgefühle anderer Rücksicht nimmt, ist für mich keine kategorische Entscheidung, so wie es im Blogbeitrag anklingt. Dazu hängt das von zu vielen Umständen ab. Besuche ich vegane Freunde, werde ich mich an deren Gepflogenheiten halten. Besuchen uns vegane Freunde, hängt es davon ab, ob wir noch andere Gäste haben, was die mögen und wie empfindlich wiederum unsere veganen Gäste wären.

    Bleibt der Punkt „Veganer mit Fleischkonsum belästigen“, der für mich sehr seltsam klingt. Wer tut denn so was? Sollen das Leute sein, die sich bewusst Veganer aussuchen, um vor deren Augen Fleisch zu verzehren? Oder geht es darum, dass irgendwer irgendwem sagt, dass ihm ein Verhalten unangenehm ist und man dieser Beschwerde dann zu folgen hat, wenn der die Beschwerde Äußernde „diskriminiert“ wird? Was kann man sich da für andere Beispiele ausdenken? Soll man sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln beschweren, wenn jemand ein Parfum trägt oder anderswie einen Geruch verströmt, den man nicht mag und denjenigen bitten, sich woanders hinzusetzen? Hängt das davon ab, wer zuerst da war?

    Tendenziell würde ich es aber wohl als unhöflich empfinden, wenn mich fremde Menschen verscheuchen wollten, bloß weil sie irgendwas „eklig“ finden, was aber eigentlich harmlos ist.

    1. Da sind wir uns ja im Grunde 100% einig. Ich denke auch, dass es situationsabhängig ist. Wenn mich jemand bittet, etwas anderswo zu tun, weil es ihr oder ihm stört, dann komme ich diese Bitte natürlich nur nach, wenn der Aufwand für mich vertretbar ist. Ich würde mich auch nicht von einem Kantinentisch vertreiben lassen, wenn ich zuerst da bin. Aber wenn es die Möglichkeit gibt, andere nicht zu stören und sie mich darum bitten, würde ich die bitte nicht aus Prinzip ausschlagen.

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